Elisabeth von Hanau

Porträt einer unerschrockenen Frau - Dokumentarfilm über die Lehrerin Elisabeth Schmitz, die zur Bekennenden Kirche gehörte

      

Elisabeth Schmitz wollte "nicht länger Beamtin einer Regierung sein, die Synagogen anstecken lässt". Nach der Pogromnacht 1938 quittierte die Lehrerin und bekennende Christin ihren Dienst in Berlin - eine Entscheidung, mit der sie längere Zeit gerungen hatte: "Es ist mir in steigendem Maße zweifelhaft geworden, ob ich den Unterricht bei meinen rein weltanschaulichen Fächern Religion, Geschichte und Deutsch so geben kann, wie ihn der nationalsozialistische Staat von mir erwartet und fordert", schrieb sie 1938 nieder.

Elisabeth Schmitz, am 23. September 1893 in Hanau geboren, gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der Stadt, auch wenn sie zeitweise in Vergessenheit geraten war. Nun hat der amerikanische Theologe und Filmemacher Steve D. Martin eine Dokumentation über die engagierte Lehrerin gedreht. Der einstündige Film mit dem Titel "Elisabeth von Hanau" ist jetzt in Hanau zu sehen.

Steve D. Martin wird bei der Vorführung in der Alten Johanneskirche dabei sein und Fragen beantworten. Sein Film, heißt es in der Ankündigung, sei " Biografie und historischer Bericht zugleich". Martin beschäftigt sich in seinen Dokumentationen vorrangig mit der Rolle der Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Über "Elisabeth von Hanau" schreibt er, der Film mache, "auf eine vergessene Frau aufmerksam, deren Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus kirchliche Würdenträger beeinflusst hat und die selbstlos verfolgten Juden geholfen hat".

Als Elisabeth Schmitz 1977 starb, standen nur sieben Menschen an ihrem Grab. "Aber diese Frau war eine der ganz wenigen in der Evangelischen Kirche, die den Nazis Widerstand leistete." Bereits 1933 hatte Schmitz eine jüdische Ärztin bei sich aufgenommen. Sie selbst schloss sich der "Bekennenden Kirche" an. Ihr wichtigstes schriftliches Werk war die Denkschrift "Zur Lage der deutschen Nichtarier" von 1935/36, die detailliert beschreibt, unter welchen Nöten Juden in Deutschland zu leiden hatten.

 

Appell zum Handeln

Ihre Schrift war eine Aufforderung zur Tat, gerichtet an die führenden Köpfe der Evangelischen Kirche. Weil Schmitz ihr Schreiben aus nachvollziehbaren Gründen anonym verfasste, wurde die Urheberschaft nach dem Krieg anderen zugeschrieben - bis 1999 ihre Autorschaft aufgedeckt wurde. 2004 tauchte der handschriftliche Entwurf in Hanau auf.

1943 war Schmitz nach Hanau zurückgekehrt, wo sie 1946 wieder in den Schuldienst eintrat und sich in der niederländisch-reformierten Gemeinde sowie im Geschichtsverein engagierte. Auf dem Hanauer Hauptfriedhof erinnert seit Sommer eine Gedenktafel an Elisabeth Schmitz.

 

Quelle:

Frankfurter Rundschau vom 1.11.2008

Hannah Senesh:

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Elisabeth Schmitz
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