Ansprache von Sophie Hohmann

für den Geschichts- und Kulturverein Burghaun

Liebe Gäste,

auch ich darf Sie und Euch herzlich zu unserer Gedenkveranstaltung begrüßen.

Im Namen des Geschichts- und Kulturvereins möchte ich mich bei der Gemeinde Burghaun, Herrn Bürgermeister Hornung, Frau Klüber und den Mitarbeitern vom Bauhof für die Unterstützung bei der Veranstaltung und die gute Zusammenarbeit bedanken.

 

Ansprache Sophie Hohmann 10.11.2023.pdf
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Ich freue mich besonders darüber, dass sich an der Gedenkveranstaltung Schülerinnen und Schüler des Wigbertgymansiums aus dem Geschichtskurs von Elena Roth beteiligen. Ihren ersten Beiträgen konnten wir bei der Kranzniederlegung ja bereits lauschen. Es werden nun gleich weitere folgen.

Dir, liebe Elisabeth, möchte ich an dieser Stelle für deine wichtigen Initiativen und unermüdlichen Einsatz für unsere lokale Erinnerungskultur danken. Die von dir zusammengestellten Lesungen beruhen auf deinen langjährigen Recherchen, die uns den unwiederbringlichen Verlust des Jüdischen Lebens hier in Burghaun eindringlich vor Augen führen.

Heute möchten wir nicht nur an die vor 85 Jahren stattgefundenen gewaltsamen Ereignisse der Novemberpogrome in unserem Heimatort Burghaun erinnern. Wir nehmen diesen 85. Jahrestag auch zum Anlass, um zwei weitere Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig hier – mit Unterstützung des Bauhofs – zu verlegen.

Sie werden uns Stolpernde zukünftig an Bella van Leeuwen (geb. Stern) und ihren Bruder Ferdinand Feiber Stern erinnern. Beide sind hier in Burghaun, in der Ringstraße 3, aufgewachsen, flohen 1934 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande und wurden während der dort herrschenden deutschen Besatzung in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibór verschleppt und dort ermordet. Die gleich folgende Lesung wird uns eindrücklich in das Schicksal der beiden Geschwister und ihrer Familie eintauchen lassen.

Die Idee und Planung dieser Gedenkveranstaltung begleitet uns nun schon seit einigen Monaten. Wir ahnten nicht, welche grausame Aktualität uns heute hier begleiten würde.

 

Der am 7. Oktober von der terroristischen Hamas verübte Massenmord an rund 1.400 Israelis oder Menschen, die für solche gehalten wurden, und der Beginn der noch immer anhaltenden Geiselnahmen liegen nun gut einen Monat zurück.

Dieser Angriff ist nicht nur der gewaltvollste Einschnitt in die Geschichte Israels, dem Staat, der Jüdinnen und Juden weltweit als einziger sicherer Zufluchtsort gilt. Dieser schlimmste Gewaltakt seit dem Holocaust stellt insbesondere auch uns, die historische, deutsche Täter- und Mittätergesellschaft in die Verantwortung, gegen Antisemitismus UND jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzustehen.

Die antisemitischen Angriffe – die auch schon vor dem 7. Oktober zur traurigen Realität in Deutschland gehörten – haben sich in den letzten Wochen nochmals vermehrt und das von allen politischen Lagern ausgehend.

Vor den ohnehin schon unter Polizeischutz stehenden jüdischen Einrichtungen wurden die Sicherheitsvorkehrungen weiter verstärkt.

Als Einschüchterungsversuche wurden Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden mit dem Davidstern beschmiert. Jüdinnen und Juden haben wieder Angst auf deutschen Straßen Hebräisch zu sprechen, eine Kippa auf dem Kopf oder einen Davidstern um den Hals zu tragen.

Diese sich verschärfende Entwicklung muss auch uns beunruhigen, sie bricht mit unseren demokratischen Grundwerten.

Die Losung „Nie wieder“ gilt jetzt! Sie mahnt uns zum kritischen Hinsehen und reflektierten Handeln. Auch daran sollten uns heute diese Veranstaltung und die Biografien von Bella und Ferdinand erinnern.

 

Ich freue mich, dass wir nun ein Musikstück von Matthias Giez und Clemenz Lutz vorgetragen bekommen. Ihnen auch herzlichen Dank für ihr Mitwirken an der Veranstaltung.

Anschließend folgt die bereits angekündigte Lesung mit Einspielern von Tonaufnahmen von Bellas und Ferdinands Schwester Sitta Elkus, Ausführungen von Elisabeth Sternberg-Siebert und einem persönlichen Bericht von unserem extra aus den Niederlanden angereisten Gast Ineke Kievit. Wir freuen uns, Sie und Ihren Ehemann heute hier in Burghaun begrüßen zu dürfen und danken für Ihren Beitrag.

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